Rumänien mit seinen 20 Millionen Einwohnern gilt als armes Land in der Europäischen Union. Der von Armut bedrohte Bevölkerungsanteil liegt bei über 30 %. Jeder dritte Einwohner Rumäniens gilt als einkommensschwach. Grund dafür sind das mangelhafte Bildungssystem, eine schlechte Infrastruktur sowie unklare politische Regelungen. Ineffiziente Bürokratie und Korruption bilden ein strukturelles Problem und sorgen dafür, dass Rumänien mit der zunehmenden Komplexität der europäischen Wirtschaft nicht Schritt halten kann.
Besonders groß ist die Armut auf dem Land. Gerade in den Dörfern gibt es kaum Jobs. Die Menschen verdingen sich häufig als Tagelöhner und arbeiten schwarz. In den kalten und langen Wintermonaten gibt es keine Verdienstmöglichkeiten und die Menschen haben nicht genug Geld, um ihre Wohnungen zu heizen. Viele Familien leben unter dem Existenzminimum. Sie häufen Schulden an und nicht wenige ertränken ihre Sorgen im Alkohol. Gewalt stellt ein großes Problem in vielen Familien dar.
Die Not der Bevölkerung
Seit über 30 Jahren engagieren wir uns in Rumänien. Wir sind an acht Standorten aktiv. Ziel unserer Arbeit ist es, die soziale Lage für Kinder, für Kinder mit Behinderungen, für Jugendliche und Familien dauerhaft zu verbessern.
– In Siretu und Schineni engagieren wir uns mit dem gemeinnützigen Verein „Speranta vietii“ (Hoffnung auf Leben). Der Verein ist getragen durch den katholischen Orden „Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel“. Die Schwestern kümmern sich liebevoll um die Menschen in der Region. Die beiden Dörfer gehören zur Gemeinde Saucesti mit ca. 4.200 Einwohnern. Nahe der Grenze zu Moldau und rund 20 Kilometer nördlich der Bezirksstadt Bacau gelegen, zählt diese Region zu den ärmsten ländlichen Gegenden in Rumänien.
– In dem kleinen Dorf Barticesti arbeiten wir zusammen mit dem Verein „Maica Speranta“ (dtsch. Mutter Hoffnung). Das dortige Kinderzentrum wird ebenfalls durch katholische Nonnen geführt und bietet den Kindern aus der Region einen wichtigen Anlaufpunkt.
– Bârlad liegt im Bezirk Vaslui, es ist die ärmste Region Rumäniens und eine der ärmsten Gegenden in der gesamten europäischen Region. In der kleinen Stadt arbeiten wir zusammen mit dem Verein „Amicii Deliei“ (dtsch: Delias Freunde). Dieser Verein betreibt ein inklusives Zentrum für Kinder mit Behinderungen. Etwa 60 Jungen und Mädchen aus Barlad und den umliegenden Dörfern werden hier gezielt gefördert und unterstützt.
– Im Osten des Landes, in der Nähe von Sibiu (ehemals Hermannstadt in Siebenbürgen) im Kinderzentrum von „Renaître“ (dtsch: Wiedergeburt) sind wir in den Orten Orăștie, Pricaz und Geoagiu aktiv.
– Gheorgheni ist eine der ärmsten Städte im Norden des Landes mit 23.000 Einwohnern. Fehlende Industrie und eine mangelhafte Infrastruktur führen zu einer besonders hohen Arbeitslosenquote. Soziale Probleme wie Gewalt gegen Kinder und Frauen, Perspektivlosigkeit, Kinderarmut und Verwahrlosung sind die Folgen. Viele Familien leben weit unter dem Existenzminimum.
Projektarbeit
Ziel unserer Arbeit in Rumänien ist es, den ärmeren Bevölkerungsschichten eine Perspektive zu geben und ihre soziale Lage dauerhaft zu verbessern. Das gilt vor allem für die schwächsten der Gesellschaft: die Kinder.
Das Leben vieler rumänischer Kinder ist schon in jungen Jahren von schweren Schicksalsschlägen geprägt. Einige haben ihre Eltern verloren, andere werden vernachlässigt oder misshandelt. Die bittere Armut lässt die Menschen verrohen.
Dem begegnen wir mit folgenden Projekten ganz konkret:
– Das 2006 gegründete Soziale Zentrum in Siretu widmet sich besonders den Kindern. Nach der Schule gehen sie von montags bis freitags in das Zentrum. Auch in den Ferien ist es geöffnet. Die Mädchen und Jungen erhalten täglich ein warmes Mittagessen, fachkundige Hilfe bei den Hausaufgaben, diverse Freizeitangebote und sie finden Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte. Ein Team aus Psychologen, Sozialarbeitern und einem Physiotherapeuten steht zur Krisenintervention bei Missbrauch, Gewalt innerhalb der Familie und Suchtproblemen zur Verfügung. Auch für Erziehungsfragen stehen die Psychologen und Sozialarbeiterinnen bereit.
– In Schineni gibt es seit 2009 das „Haus der Zukunft“. Das Herzstück des „Hauses der Zukunft“ ist eine Wohngruppe für Jugendliche aus dem nahen gelegenen Kinderheim. Wenn sie mit 18 Jahren das Kinderheim verlassen müssen, finden Sie hier Obdach. Durch praktische Hilfen und regelmäßige Wohngruppengespräche zur eigenen Reflexion werden sie auf dem Weg in ein selbstständiges Leben begleitet.
Das Haus ist zudem Treffpunkt für alle Kinder des Ortes. Hausaufgabenhilfe, Nachhilfeunterricht und vielfältige Kurse werden kostenfrei angeboten.
– In dem Kinderzentrum in Barticesti erhalten die Kinder ein warmes Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, Englischkurse, die Möglichkeit zum Sport machen, spielen, malen und basteln. Erfahrene haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen nehmen sich den Bedürfnissen der Kinder an und vermitteln den Schutz und die Geborgenheit, die zu Hause so häufig fehlen.
– Etwa 60 Jungen und Mädchen aus Bârlad und den umliegenden Dörfern werden im inklusiven Zentrum von „Amicii Deliei“ gefördert und unterstützt. Die Unterstützung umfasst Frühförderung, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Seelsorge und andere spezielle therapeutische Unterstützung, die die Kinder individuell benötigen. Darüber hinaus werden die Kinder mit gesunder Nahrung, ausreichend Kleidung und Schulmaterialien versorgt.
Ging keines der behinderten Kinder zur Eröffnung des Zentrums im Jahr 2018 in eine Schule, besucht nun jedes dort geförderte Kind eine Bildungseinrichtung. Gemeinsam mit Amicii Deliei setzen wir uns dafür ein, dass die Mädchen und Jungen zu Erwachsenen heranwachsen, die gemäß ihren Möglichkeiten einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten können.
– Das seit 2000 bestehende Soziale Zentrum für die Orte Orăștie, Pricaz und Geoagiu bietet den Kindern nach der Schule einen Ort des Wohlfühlens. Auch in den Ferien ist es geöffnet. Die Mädchen und Jungen erhalten täglich ein warmes Mittagessen und fachkundige Hilfe bei den Hausaufgaben. Es gibt diverse Freizeitangebote wie malen, tanzen, basteln oder Fußball spielen und sie finden Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte. Auch ein spezielles Unterstützungsprogramm zur Vermeidung von Schulabbrüchen steht den Kindern von 6 bis 17 Jahren zur Verfügung. Ein Team aus Sozialarbeitern, Pädagogen und Sozialarbeitern interveniert professionell bei Krisen wie Missbrauch, Gewalt und Suchtproblemen innerhalb der Familie.
Zudem gibt es ein sogenanntes Sozialhilfebüro, in dem besonders den Eltern geholfen wird. Die meist jungen und gesellschaftlich ausgegrenzten Mütter und Väter werden materiell unterstützt und juristisch beraten. Da viele Eltern, besonders Roma-Eltern, nicht lesen oder schreiben können, erhalten Sie Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen. Es gibt außerdem Seminare zur Erziehung, zur Gesundheit und zum gewaltfreien Umgang sowie zur Verhinderung von Vernachlässigung.
Mittels einer aufsuchenden Sozialarbeit werden besonders Mütter zu Hause besucht und erfahren Begleitung während ihrer Schwangerschaften und Unterstützung in Fragen der Familienplanung und Gesundheitsvorsorge.
– Wir betreiben seit 2002 in Gheorgeni und Umgebung das Kinderheim „Unterm Regenbogen“. Kinder unter 18 Jahren haben dort ein neues liebevolles Zuhause gefunden. Während der Sommerferien organisieren wir für sie Zeltlager und Sommerausflüge.
In unserem Mutter-Kind-Heim finden Mütter einen Platz, die Gewalt erfahren haben oder als Waisenkinder aufgewachsen sind. Sie müssen das Muttersein erst lernen und bekommen dabei Unterstützung.
– Regelmäßig senden wir Sachspenden nach Rumänien. Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel, Medikamente, Schulmaterial und Säuglingsnahrung werden gerecht unter den Empfängern aufgeteilt und helfen ihnen bei der alltäglichen Versorgung. Insgesamt erreichen wir mehr als 4.000 Personen täglich.
Unser Projektpartner
Als ora Kinderhilfe arbeiten wir in Rumänien mit fünf verschiedenen Projektpartnern zusammen. Alle Träger sind als eingetragene Vereine in Rumänien registriert.
Patenprogramm
Über 400 Kinder gehören zu unserem Patenprogramm. Mach mit und hilf uns dabei, die Armut mitten in Europa zu bekämpfen. Deine Hilfe verändert Kinderleben.
Mit deiner Spende können wir Kinder einen guten Start in eine faire Zukunft schenken – egal wo sie geboren wurden oder wie ihre familiäre Situation ist. Mit deiner Spende kannst du unsere Projekte in einem unserer 12 Projektländer unterstützen, oder du entscheidest Dich für ein konkretes Projekt, wie z.B. Gesundheit, Ernährung, Bildung, Katastrophenhilfe, Schulmaterial, etc. Mit einer freien Spende können wir deine Unterstützung dort einsetzen, wo Hilfe am nötigsten ist.